Friederike Kempner

Friederike Kempner

25.06.1828 - 23.02.1904

Deutsche Dichterin

's ist ja alles nur ein Träumen
Abdel-Kaders Traum
Ach, meine Mutter, fänd' ich Dich wieder
Ach, Sternlein dort
Alles geht vorüber
Alles grünt und Alles blüht
Alles Träumen
Als ich heut so bitterlich
Als Jemand beim Anblick einer armen Frau den Kopf wegwendete
Am 23. Juli 1894
Am Rhein
Am Scheidewege
Amerika
An den Kaiser Friedrich 3.
An den Lorbeer
An Denselben
An der Tugend nur genippet
An Diejenige, welche immer das Böse von mir abwehrte
An Lita zu P.
Ansicht
Antibrüderlichkeit
Arglos und harmlos
Atheismus
Auch Goethe war nicht unfehlbar
Auf allerlei Hetzen
Auf das Zimmer meines Vaters
Auf der Höhe stehen Bäume
Auf des Lebens Ocean
Auf einen Müßiggänger
Auf meinem Gesicht
Auf meinen am 15. November 1890 dahingegangenen Papagei
Auf und nieder steigt die Welle
August Böckh
Aus dem Dunkel bricht das Licht
Ausdauer
Beim Anblick eines prachtvoll gewesenen Buketts
Besessen ist die Welt
Beten wollt ihr! Seid ihr's wert?
Bitterböse ist das Leben
Bittrer als der Tod ist Leben
Blumenduft strömt mir entgegen
Blümlein auf der Au
Brüderlich, brüderlich
Daktylen und Jamben, Trochäen
Dämon aus Höllenräumen
Das Burschenlied
Daß die Sterne blässer werden
Das Ideelle
Das Leben
Das Leben träumt, der Traum er lebt!
Das Mädchen an der Donau.
Das Mädchen vom See
Das Mägdelein
Das Meer
Das Mütterlein
Das Paradies verschwand
Das rote Blümlein
Das scheintote Kind.
Das Tier
Das Träumen, Schlafen, Erwachen
Das Vöglein
Das Vöglein erwacht
Das Wäldchen
Das Wunderlieb oder die Bucht in Möckelsdorf
Dem Priester-Philanthropen Franz Marson
Der Barde
Der Bunzlauer Topf
Der deutsche Tribun
Der Dichter lebt im Traume
Der Egoist
Der Goldfischer
Der Himmel ist blau
Der Himmel ist hell
Der Invalide
Der Kontrast
Der Krater der Berge Feuer sprüht
Der Lenz ist gekommen
Der Leuchtturm
Der Lorbeer sprießt!
Der Misanthrop
Der Mond erscheint
Der müde Wandrer sitzt am Steg
Der Pessimist
Der Polterabend
Der Scheintote
Der Sieg des Geistes
Der Sinn der Ferne
Der stolze Heinrich
Der Tag so kurz, der Tag so lang
Der Tierbändiger
Der Zar
Der Zustand der Gesellschaft
Des Abends letztes Gold
Deutsche Bildung, deutsche Sitte
Dichterleben, Himmelsgabe
Die Aerzte Philosophen gleichen
Die Eingebung
Die Englein im Himmel
Die Fenster sind gefroren
Die Gefangenen
Die Heimchen
Die Judenkirsche.
Die Knaben
Die Nachtigall schlägt
Die Nachtigall und die Katze
Die Nemesis, sie waltet
Die Sonne gehet strahlend unter
Die Sphinx
Die Spitzen-Klöpplerin im Harz
Die stille Träne
Die Tscherkessen
Die weiße Rose am längsten blüht
Die Welt ist ein Rätsel
Die Wolken sich türmen
Die Zugvögel
Dieselben Bäume hier wie dort
Diplomatie im Alltagsleben
Dorten aus der grünen Hecke
Dorten winkt ein neuer Morgen
Drei Schlagworte
Droschkau
Du lässest den Menschen steigen
Du nahmst mir sie
Du siehst das Vöglein in den Lüften fliegen
Du willst verbinden, was sich ewig flieht
Dunkle Veilchen, weiße Blüten
Edelweiß
Ein anständiger Mensch nennt sich
Ein armer Mann, ein Armer
Ein leeres Bauer, ein leeres Haus
Ein purpurnes Röslein auf grüner Au
Ein Reiter auf der Haide
Ein Weib, die Armut wie sie leibt und lebt
Einander unbekannt - doch tief verwandt
Eine Blume ist gebrochen
Eine Blüte seh' ich prangen
Eine Mitternacht in Tyrol
Einen Vers soll ich Dir machen
Elisabeth
Energie
Es eilt der Fluß
Es flammet das herrlichste Sonnengold
Es geht die Zeit den sichern Gang
Es grünen die Bäume des Waldes
Es hat uns Gott gegeben
Es ist mir so federleicht um's Herz
Es ringt der Regen mit dem Winde
Es scheint der Mond ins Zimmer
Es scheint der Mond so helle
Es schläft die Welt, es ruhen alle Herzen
Es schwebt mir auf der Zung' ein Lied
Es stimmen meines Herzens Saiten
Es stürmet, es wütet, es tobet, es rast
Es stürmt so viel auf mich herein
Es wankt der Boden unter unsren Füßen
Ewig lebt die Wahrheit
Fanatismus
Fanatismus und Geld
Feldarbeit
Fernweh
Fest-Romanze
Franzensbad
Frauenbild
Freundlich gucken meine Blicke
Frieden
Frühlingslüfte wehen leise
Für die Ostpreußen
Für Ferdinand Freiligrath
Gabriele Lehmann geb. Richter
Ganz gebrochen ist die Kraft
Gedenke mir meine Liebe zum Menschen
Gedichte ohne r
Gegen den Selbstmord
Gegen die Einzelhaft
Gegen die Vivisektion
Gegen die Vivisektion der Hunde
Gehabt euch wohl, Gott segne euch
Gemälde
Geschichte
Gibt's ein Glück?
Ginge es nach meinem Herzen
Goldne Träume ging't verloren
Goldnen Vögel, süße Freunde
Goldner Sonnenschein
Gora ist tot! Und tausend Seufzer klagen
Gott ist groß, Dein Sinn kann ihn nicht fassen
Gott segne die Armen
Gretchen
Grüne Saaten, grüne Blätter
Grüne Zweige, goldne Frucht!
Hab ich Dich bisher geleitet
Habt ihr mir es gar verleidet
Hannah Thorsch
Hast Du darum mich verstoßen
Hebet hoch die freien Schwingen
Heine
Heinrich Heine
Heiße Tränen fließen, rauschen
Herrn B. von M.
Herrschsucht
Herzog Georg Bernhard
Hoch auf der Berge Gipfel
Hoffnungsschimmer
Holdes Blümlein, Du willst nützen
Hundegebell im Fleischerladen
Ich legte manch' Grundstein zur Humanität
Ich lehn' am Fensterkreuze
Ich meint' es rechtschaffen und ehrlich
Ich ritt auf einem Pferde
Ich träumte schön und träumte viel
Ich träumte tausend Lieder
Ich weiß eine große Geschichte
Ihr wißt wohl, wen ich meine
Im Traum sah ich die Mutter heut
Immergrün
In der Schweiz
In die Wolken möcht' ich fliegen
Innere Stimme
Ist die Weihe denn gewichen
Ist's der Dichtung Los
Ja, hier ist nichts
Ja, ja, es kommt noch nach
Jeder Glaube ist der rechte
Jetzt
Kaiser Friedrichs Traum
Kalt ist die Welt
Kalt ist's, eine trockene Kälte
Kälte
Kanarienvögleins Traum
Kannst Du zweifeln, kannst Du zagen?
Kennst Du das Land
Kennst Du nicht das Licht des Lebens
Kennst Du vielleicht ein Land
Klara Wuras
Kleine Blüten, Röselein
Kränk' Dich nicht
Laß' das Gute mich erringen
Laßt mich schlafen, schlafen
Lauter Zank, 's ist eine Zeit des Leidens
Lawinenmasse
Leget alles zum Besten aus
Leipziger Lerchen
Lied
Lord Byron
Man hört ein lautes Klopfen
Man sagt, die Liebe wäre blind
Mein Röselein
Meine Tränen fließen
Meiner Mutter lichtes Bild
Meiner Schwester Luise zum Geburtstage
Menschenliebe, Zauberwort
Mich greift die Langeweile
Mir träumte, daß ich stund
Motto
Nach dem Gesetz über die Pensionierung der Arbeiter
Nach der Aufführung »Rudolfs 2.« in Berlin
Nach Sedan, an den Kaiser Wilhelm 1.
Natur und Mensch
Natur – rastlos, aber unbewußt
Nero
Nero's Angedenken
Nicht bei der Leidenschaft trübem Feuer
Nicht Farbe und nicht Glaube
Nicht im Reichtum wohnt das Glück
Nicht mehr sprechen die Sterne
Nur allein kann ich erstarken
Nur allein kann ich erstarken 2
O Faust, Du Bild des Menschen
O gieb mir Laut und Stimme
O Gott, Du weißt am besten, was uns frommt
O ist's denn ganz unmöglich
O mag ein Engel Dir die Schrift diktieren
O Mensch, Du trittst mit Füßen tausend Wunder
O sieh, wie sich's türmt
O wißt ihr, was ich denke?
Oft ist verhaßt
Parteilichkeit, Parteienhaß
Poesie ist Leben
Poniatowsky
Prall nicht an, prall nicht an
Rasch erglühet die Sünde
Rhoswita's Bild
Richard
Rosenbüsche, dunkle Haine
Sag', was hängst Du so daran
Schön ist das Leben, ach schön, sehr schön
Schöner Stern
Schwarze Wolken, graue Wolken
Seh' ich euch wieder, goldne Sterne
Seht ihr die grauen Föhren
Sei Dir alles gleich, mein Kind
Sei ein Held, ertrag die Leiden
Senior Hermann Bödeker
Sieh ein großer, schöner Stern
Siehst Du nicht die grünen Matten
Sonnenuntergang und Aufgang
Sperrt euch ein in große Städte
Ströme, milde Frühlingsluft
Sympathie und Antipathie
Tage kommen und entschwinden
Tausend Mücken tanzen in der Sonne
Thaddäus Gora
Toussaint's Traum
Tröstend senkt die Poesie
Ufergemälde
Unbegriffen, unverstanden
Und der Himmel lacht mir wieder
Und gäb ich ihnen all' mein Blut
Und hätte ich nicht im Herzen
Und wo seid ihr, meine Träume
Unnütz lyrisches Gesinge
Unschuldig verurteilt sein
Unter den Linden
Unter mir die tausend Plagen
Untergeh'nde Sonne, sprich
Verborgen bleibt, was Du verbergen wolltest
Verschiedenheit ist nötig
Versunken ist das Glück
Vogelin-Prinzeß
Vöglein auf den grünen Zweigen
Vom Felsen sah' ich hinab in das Meer
Von der Decke bis zur Diele
Von Moral ist keine Spur
Vor demselben Bilde meiner Mutter
Vor der Mutter Bild
Vor meiner Mutter Bild
Vor Nees von Esenbecks Bildnis
Vor Schillers Denkmal in Berlin
Wahrheit
Waldvöglein
Wanderlied
Wär ich ein Vögelein
War's Dein sehnendes Verlangen
Was ich Hohes je geträumt
Was ist das Beste?
Was nützen alle Lieder
Was tönet so laut durch die Lüfte
Wehmütig
Weiße Blüten, grüne Zweige
Weißt Du was, ich will Dir sagen
Welch' Schreckenstille herrschet hier
Welten Chaos, Menschen Chaos
Wenn man die Mütter aus der Erde graben könnte
Wer die Bangigkeit
Wer einsam kam zu trüber Höhe
Wie ist das Deutsche Vaterland?
Wie niedrig lächelt die Dirne
Wie so manches Samenkörnchen
Wintergemälde
Wirklichkeit
Wo sich Epheu schlingt
Zertrümmert das Leben
Zu allem Guten sage ja
Zu des Orkus finsteren Gewalten
Zu einem Gemälde für Kaiser Friedrich 3. nach dessen Tode
Zum 70jährigen Geburtstage eines Onkels
Zum 70sten Geburtstage Herrn Ernst von Weber
Zum 9. Juli, dem Todestage derselben
Zur Erinnerung
Zur Erinnerung an Herrn Joseph Wolfsohn
Zwecklos scheint mein Leben
Zwei Blümlein blühen am Aronstab
[Ein Meer von Balsam ist die Zeit]

Leben

Aus einer reichen jüdischen Familie stammend – ihr Vater war Joachim Kempner, ihre Mutter Marie Aschkenasy – lebte Friederike Kempner nach ihrer Kindheit in Opatow (in der damaligen preußischen Provinz Posen) mit ihren vier Geschwistern auf einem Rittergut in Droschkau (Schlesien), das ihr Vater 1844 erworben hatte. Ihre Erziehung lag in Händen der Mutter, die sie auch in der französischen Sprache, der Literatur und der jüdischen Aufklärung ausbildete. Der Bruder David Kempner wurde Stadtverordneter in Breslau und Schriftsteller, eine Schrift ihrer Schwester Luise, verh. Stadthagen, gab Friederike postum heraus. 1864 bezog sie ihr eigenes Gut Friederikenhof, das zum Besitz der Familie gehörte. Beide Eltern starben 1868; besonders der Tod der Mutter war für Friederike Kempner ein traumatisches Ereignis, an das sie später in vielen Gedichten erinnerte. Die Schriftstellerin blieb zeitlebens unverheiratet. Ihr Urnengrab befindet sich auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Breslau. Auf ihrem Grabstein steht zu lesen: „Ihr Leben war geistiger Arbeit und Werken der Nächstenliebe geweiht.“

Neben ihren schriftstellerischen Arbeiten widmete sie sich lebenslang der Krankenpflege und Armenfürsorge und setzte sich für eine Reform des Gefängniswesens ein (Gegen die Einzelhaft, 1884). Auch trieb sie, wie andere Größen ihrer Zeit, die Angst, lebendig begraben zu werden, um. So setzte sie sich mit Erfolg für die Errichtung von Leichenhäusern und die Verlängerung der Karenzzeit zwischen Tod und Bestattung ein, um das Problem des damals medizinisch manchmal nicht erkannten Scheintods zu umgehen (Denkschrift über die Nothwendigkeit der gesetzlichen Einführung von Leichenhäusern, zuerst 1850). Für ihr Engagement wurde sie 1871 mit der „Gedenkmünze für Pflichttreue im Kriege“ ausgezeichnet. Neben ihren philanthropischen und sozialreformerischen Aktivitäten schrieb Kempner Novellen, historische Trauerspiele und Gedichte.

Schriftstellerisches Werk

Friederike Kempner war eine produktive Autorin von Streitschriften, Novellen und Dramen. Als ihr einflussreichstes Werk gilt die Denkschrift über die Nothwendigkeit einer gesetzlichen Einführung von Leichenhäusern, die es zwischen 1850 und 1867 auf sechs Auflagen brachte. Auch das couragierte Büchlein von der Menschheit. Mit einem Anhange: Gegen die Einzelhaft oder das Zellengefängniß wurde mehrfach (1884 und 1885) gedruckt.

Ihre zahlreichen, vorwiegend historischen Stoffen gewidmeten Dramen (u. a. 1850: Berenize, 1880: Antigonos, 1886: Jahel, 1888: Der faule Fleck im Staate Dänemark oder: Eine lustige Heirath) fanden eher als Lesetexte denn auf den Bühnen Verbreitung; aufgeführt (1873 am Berliner Stadttheater und 1874 am Breslauer Lobetheater) wurde wohl einzig Rudolf der Zweite oder der Majestätsbrief aus dem Jahre 1867 (2. Aufl. 1896). Auch ihre Prosaschriften (u. a. 1861: Novellen, 1893: Roger Bacon, 1898: In der Goldenen Gans und Eine Frage Friedrich’s des Grossen) fanden ihre Leserschaft, blieben aber – wie die Dramen – von der Literaturkritik weitgehend unbeachtet.

Fast einzigartige Berühmtheit erlangte Friederike Kempner als Lyrikerin. Ihre Gedichte, zuerst 1873 erschienen, lagen 1903 bereits in der achten Auflage vor. Zu diesem Zeitpunkt war sie von der Literaturkritik längst zur Großmeisterin der unfreiwilligen Komik erklärt und auf die Spottnamen „schlesische Nachtigall“ und „schlesischer Schwan“ getauft worden. Der Schriftsteller Paul Lindau hatte ihre Gedichte 1880 in der von ihm selbst herausgegebenen Wochenschrift Die Gegenwart auf höchst ironische Weise vorgestellt und so ein breites Lesepublikum auf Kempners abenteuerliche Missgriffe bei Wortschöpfungen, Metaphern und Reimen hingewiesen (über Paris: „Ihr wißt wohl, wen ich meine | Die Stadt liegt an der Seine“).

Eine literaturwissenschaftliche Bewertung ihrer schriftstellerischen Leistungen bzw. Fehlleistungen liefert das Vorwort von Frank Möbus in der Edition „Kennst Du das Land, wo die Lianen blühn?“ Gedichte des schlesischen Schwans, erschienen bei Reclam, Stuttgart 2009.

Parodien

Bald nach Paul Lindaus Rezension erschienen erste Parodien auf Kempners Gedichte. 1885 kamen die von einem Anonymus im Berliner Verlag Eckstein herausgegebenen Dichtergrüße an Friederike Kempner von Methusalem auf den Markt, 1891 folgte, ebenfalls anonym und im selben Verlag, der Band Dämon, Mensch und Dichter. Gedichte der schlesischen Nachtigall. Zwischen 1886 und 1896 parodierten zahlreiche Verfasser Kempners Gedichte im Aeolsharfen-Kalender, den die literarische Gesellschaft Allgemeiner Deutscher Reimverein produzierte.

Diese zahlreichen, oft täuschend echt geratenen Parodien haben seit spätestens der Mitte des 20. Jahrhunderts eine literaturgeschichtlich vielleicht einzigartige Karriere gemacht. Denn in zum Beispiel der von Herrmann Mostar herausgegebenen Ausgabe Friederike Kempner, der schlesische Schwan (zuerst 1953), der von Walter Meckauer ab 1953 verantworteten Edition Die Nachtigall im Tintenfass und auch in Horst Dreschers Ausgabe Das Leben ist ein Gedichte (ab 1971) erschienen diese Parodien nun als vermeintlich originale Gedichte Friederike Kempners, die seither vor allem für jene Texte berühmt geworden ist, die sie nicht geschrieben hat. Ein Beispiel sind die weithin bekannten Verse auf den Astronomen Johannes Kepler: „Ein ganzes Blatt der Weltgeschichte: | Du hast es vollgemacht!“ Oder, auf die eigene Dichtung bezogen: „Nicht enthaltet dieses Erbe | Euren Nachekommen vor!“ Dementsprechend fehlen diese Texte naturgemäß in der letzten von Friederike Kempner selbst veranstalteten Ausgabe des Jahres 1903. Mostar behauptete in seiner weit verbreiteten Ausgabe, diese zu Lebzeiten der Dichterin ungedruckten Gedichte habe man ihm als „vergilbte Blätter“ zugespielt; Friederike Kempner habe diese Texte im Gästebuch des Gasthofs „Goldene Gans“ hinterlassen.

Auch die seither oft wiederholte Behauptung, Kempners Texte hätten nur deshalb so weite Verbreitung gefunden, weil ihre Verwandten versuchten, „alle erreichbaren Exemplare aufzukaufen“, um „das Gelächter, das über die Familie hereinbrach, einzudämmen“, rührt wohl von Mostar her; tatsächlich gibt es darauf keinerlei historische Hinweise. Vielmehr sprechen die Erwähnungen Friederike Kempners in zeitgenössischen literaturgeschichtlichen Abhandlungen (beispielsweise in derjenigen von Karl Bleibtreu und Darstellungen der Gegenwartslyrik wie in der „Selbstanzeige“ des Phantasus von Arno Holz dafür, dass die Gedichte Kempners durchaus weite Verbreitung gefunden hatten.

Belegt ist freilich die Tatsache, dass der Schriftsteller Alfred Kerr seinen Geburtsnamen Kempner deshalb änderte, weil sie „die schlechtesten je auf diesem Planeten bekanntgewordenen Verse“ geschrieben habe.

Eine zuverlässige Textgrundlage bietet die von Nick Barkow und Peter Hacks 1989 herausgegebene Ausgabe Friederike Kempner. Dichterleben, Himmelsgabe; das Nachwort dieser Edition liefert auch eine Geschichte der besagten Pseudo-Kempneriana.

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