An J. Klemm
O säume nicht, mit Wein, Gesang und Kosen
Dein Herz zu frischen! sieh, die Jugend flicht
In deinen Strauß schon ihre letzten Rosen,
Bald wendet sie das holde Angesicht
Und flieht und schwindet tief und tiefer immer
Im Hain Vergangenheit – und kehret nimmer.
Dann gilts, empor zur Lebenshöh zu dringen,
Dann hörst du hinter dir im Blütental
Das ›Gaudeamus igitur!‹ verklingen,
Und deine Bahn wird glühend, schroff und kahl:
Am Strauße, den die Jugend dir gewunden,
Ist bald so Duft wie Farbenpracht verschwunden.
Doch wallst du einst zur Abendherberg nieder,
Tränkt kühler Tau den welken Blumenstrauß,
Dann blüht er neu mit Duft und Farbe wieder;
Du setzest müde dich vors stille Haus,
Spielst mit dem Strauß, dem Kinde schöner Zeiten,
Und schlummerst ein – die Blumen dir entgleiten.
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