Die Seejungfrauen
Freundlich wehn die Abendwinde,
Schimmern Mond und Sterne;
Und das Schiff, so leicht und linde,
Trägt mich nach der Ferne.
Fried und Liebe, hold verbunden,
Schweben auf der Tiefe,
Ob der Tod mit seinen Wunden
Nun auf immer schliefe.
Sinnend starr ich nach dem hellen,
Grenzenlosen Meere,
Nach des Mondes und der Wellen
Heimlichem Verkehre;
Plötzlich seh ich rasche Wogen
Aus der Tiefe springen,
Die da kommen hergezogen,
Einen Gruß zu bringen.
Ists ein Gruß von Tiefverbannten
An die Sternenlichter?
Gilt das Grüßen dem verwandten
Ahnungsvollen Dichter?
Tiefewärts mit süßem Zwange
Zieht es mich zu schauen,
Mit geheimnisvollem Drange
Zu den Seejungfrauen.
Ja, von euch, ihr Rätselhaften,
Kam dies volle Rauschen,
Dran die Seele sehnend haften
Muß und niederlauschen.
Ward euch ahnend eine Kunde
Im Korallenhage,
Daß ein warmes Herz zur Stunde
Euch vorüberschlage?
Glücklich die Piloten waren,
Denen ihr erschienen
Mit den schönen, wunderbaren,
Lieblich fremden Mienen!
Könnt ich tauchen nieder, nieder
Bis in eure Nähen!
Könnt ich eurer schlanken Glieder
Leisen Wandel sehen!
Sehen euch den Reigen üben,
Schwesterlich verschlungen,
Schweigend in den ewig trüben
Meeresdämmerungen!
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