Textarchiv - Friedrich Hölderlin https://www.textarchiv.com/friedrich-hoelderlin Deutscher Lyriker. Geboren am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar. Gestorben am 7. Juni 1843 in Tübingen. de An den Aether https://www.textarchiv.com/friedrich-hoelderlin/an-den-aether <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Treu und freundlich, wie du, erzog der Götter und Menschen<br /> Keiner, o Vater Aether! mich auf; noch ehe die Mutter<br /> In die Arme mich nahm und ihre Brüste mich tränkten,<br /> Faßtest du zärtlich mich an und gossest himmlischen Trank mir,<br /> Mir den heiligen Odem zuerst in den keimenden Busen.</p> <p>Nicht von irdischer Kost gedeihen einzig die Wesen,<br /> Aber du nährst sie all’ mit deinem Nektar, o Vater!<br /> Und es drängt sich und rinnt aus deiner ewigen Fülle<br /> Die beseelende Luft durch alle Röhren des Lebens.<br /> Darum lieben die Wesen dich auch und ringen und streben<br /> Unaufhörlich hinauf nach dir in freudigem Wachsthum.</p> <p>Himmlischer! sucht nicht dich mit ihren Augen die Pflanze,<br /> Streckt nach dir die schüchternen Arme der niedrige Strauch nicht?<br /> Daß er dich finde, zerbricht der gefangene Saame die Hülse,<br /> Daß er belebt von dir in deiner Welle sich bade,<br /> Schüttelt der Wald den Schnee, wie ein überlästig Gewand ab.<br /> Auch die Fische kommen herauf und hüpfen verlangend<br /> Ueber die glänzende Fläche des Stroms, als begehrten auch diese<br /> Aus der Wiege zu dir; auch den edeln Thieren der Erde<br /> Wird zum Fluge der Schritt, wenn oft das gewaltige Sehnen<br /> Die geheime Liebe zu dir sie ergreift, sie hinaufzieht.</p> <p>Stolz verachtet den Boden das Roß, wie gebogener Stahl strebt<br /> In die Höhe sein Hals, mit der Hufe berührt es den Sand kaum.<br /> Wie zum Scherze, berührt der Fuß der Hirsche den Grashalm,<br /> Hüpft, wie ein Zephyr, über den Bach, der reißend hinabschäumt,<br /> Hin und wieder und schweift, kaum sichtbar durch die Gebüsche.<br /> Aber des Aethers Lieblinge, sie, die glücklichen Vögel<br /> Wohnen und spielen vergnügt in der ewigen Halle des Vaters!<br /> Raums genug ist für alle. Der Pfad ist keinem bezeichnet,<br /> Und es regen sich frey im Hause die Großen und Kleinen.<br /> Ueber dem Haupte frohlocken sie mir und es sehnt sich auch mein Herz<br /> Wunderbar zu ihnen hinauf; wie die freundliche Heimath<br /> Winkt es von oben herab und auf die Gipfel der Alpen<br /> Möcht’ ich wandern und rufen von da dem eilenden Adler,<br /> Daß er, wie einst, in die Arme des Zeus den seeligen Knaben,<br /> Aus der Gefangenschaft in des Aethers Halle mich trage.<br /> Thöricht treiben wir uns umher; wie die irrende Rebe,<br /> Wenn ihr der Stab gebricht, woran zum Himmel sie aufwächst,<br /> Breiten wir über dem Boden uns aus und suchen und wandern<br /> Durch die Zonen der Erd’, o Vater Aether! vergebens,<br /> Denn es treibt uns die Lust in deinen Gärten zu wohnen.<br /> In die Meersfluth werfen wir uns, in den freieren Ebnen<br /> Uns zu sättigen, und es umspielt die unendliche Wooge<br /> Unsern Kiel, es freut sich das Herz an den Kräften des Meergotts.<br /> Dennoch genügt ihm nicht; denn der tiefere Ozean reitzt uns,<br /> Wo die leichtere Welle sich regt – o wer dort an jene<br /> Goldnen Küsten das wandernde Schiff zu treiben vermöchte!</p> <p>Aber indeß ich hinauf in die dämmernde Ferne mich sehne,<br /> Wo du fremde Gestad’ umfängst mit der bläulichen Woge,<br /> Kömmst du säuselnd herab von des Fruchtbaums blühenden Wipfeln,<br /> Vater Aether! und sänftigest selbst das strebende Herz mir,<br /> Und ich lebe nun gern, wie zuvor, mit den Blumen der Erde.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/friedrich-hoelderlin" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Friedrich Hölderlin</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1798</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/friedrich-hoelderlin/an-den-aether" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An den Aether" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 21 Aug 2015 22:00:01 +0000 akessler 847 at https://www.textarchiv.com Der Gott der Jugend https://www.textarchiv.com/friedrich-hoelderlin/der-gott-der-jugend <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Gehn dir im Dämmerlichte,<br /> Wenn in der Sommernacht<br /> Für selige Gesichte<br /> Dein liebend Auge wacht,<br /> Noch oft der Freunde Manen<br /> Und, wie der Sterne Chor,<br /> Die Geister der Titanen<br /> Des Alterthums empor;</p> <p>Wird da, wo sich im Schönen<br /> Das Göttliche verhüllt,<br /> Noch oft das tiefe Sehnen<br /> Der Liebe dir gestillt;<br /> Belohnt des Herzens Mühen<br /> Der Ruhe Vorgefühl,<br /> Und tönt von Melodieen<br /> Der Seele Saitenspiel;</p> <p>So such’ im stillsten Thale<br /> Den blüthenreichsten Hain,<br /> Und gieß’ aus goldner Schaale<br /> Den frohen Opferwein!<br /> Noch lächelt unveraltet<br /> Des Herzens Frühling dir,<br /> Der Gott der Jugend waltet<br /> Noch über dir und mir.</p> <p>Wie unter Tiburs Bäumen,<br /> Wenn da der Dichter saß,<br /> Und unter Götterträumen<br /> Der Jahre Flucht vergaß,<br /> Wenn ihn die Ulme kühlte,<br /> Und wenn sie stolz und froh<br /> Um Silberblüthen spielte,<br /> Die Flut des Anio;</p> <p>Und wie um Platons Hallen,<br /> Wenn durch der Haine Grün,<br /> Begrüßt von Nachtigallen,<br /> Der Stern der Liebe schien,<br /> Wenn alle Lüfte schliefen,<br /> Und, sanft bewegt vom Schwan,<br /> Cephisus durch Oliven<br /> Und Myrtensträuche rann;</p> <p>So schön ist’s noch hienieden!<br /> Auch unser Herz erfuhr<br /> Das Leben und den Frieden<br /> Der freundlichen Natur;<br /> Noch blüht des Himmels Schöne,<br /> Noch mischen brüderlich<br /> In unsers Herzens Töne<br /> Des Frühlings Laute sich.</p> <p>Drum such’ im stillsten Thale<br /> Den düftereichsten Hain,<br /> Und gieß’ aus goldner Schaale<br /> Den frohen Opferwein,<br /> Noch lächelt unveraltet<br /> Das Bild der Erde dir,<br /> Der Gott der Jugend waltet<br /> Noch über dir und mir.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/friedrich-hoelderlin" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Friedrich Hölderlin</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/friedrich-hoelderlin/der-gott-der-jugend" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Gott der Jugend" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 31 Dec 2014 16:15:16 +0000 akessler 638 at https://www.textarchiv.com Abbitte https://www.textarchiv.com/friedrich-hoelderlin/abbitte <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Heilig Wesen! gestört hab’ ich die goldene<br /> Götterruhe dir oft, und der geheimeren,<br /> Tiefern Schmerzen des Lebens<br /> Hast du manche gelernt von mir.</p> <p>O vergiß es, vergieb! gleich dem Gewölke dort<br /> Vor dem friedlichen Mond, geh’ ich dahin und du<br /> Ruhst und glänzest in deiner<br /> Schöne wieder, du süsses Licht!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/friedrich-hoelderlin" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Friedrich Hölderlin</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1799</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/friedrich-hoelderlin/abbitte" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Abbitte" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 01 Nov 2014 00:39:20 +0000 admin 601 at https://www.textarchiv.com