Textarchiv - Novalis https://www.textarchiv.com/novalis Deutscher Schriftsteller. Geboren am 2. Mai 1772 in Wiederstedt. Gestorben am 25. März 1801 in Weißenfels. de Wer einsam sitzt in seiner Kammer https://www.textarchiv.com/novalis/wer-einsam-sitzt-in-seiner-kammer <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wer einsam sitzt in seiner Kammer,<br /> Und schwere, bittre Thränen weint,<br /> Wem nur gefärbt von Noth und Jammer<br /> Die Nachbarschaft umher erscheint;</p> <p>Wer in das Bild vergangner Zeiten<br /> Wie tief in einen Abgrund sieht,<br /> In welchen ihn von allen Seiten<br /> Ein süßes Weh hinunter zieht; –</p> <p>Es ist, als lägen Wunderschätze<br /> Da unten für ihn aufgehäuft,<br /> Nach deren Schloß in wilder Hetze<br /> Mit athemloser Brust er greift.</p> <p>Die Zukunft liegt in öder Dürre<br /> Entsetzlich lang und bang vor ihm –<br /> Er schweift umher, allein und irre,<br /> Und sucht sich selbst mit Ungestüm.</p> <p>Ich fall&#039; ihm weinend in die Arme:<br /> Auch mir war einst, wie dir, zu Muth,<br /> Doch ich genas von meinem Harme,<br /> Und weiß nun, wo man ewig ruht.</p> <p>Dich muß, wie mich ein Wesen trösten,<br /> Das innig liebte, litt und starb;<br /> Das selbst für die, die ihm am wehsten<br /> Gethan, mit tausend Freuden starb.</p> <p>Er starb, und dennoch alle Tage<br /> Vernimmst du seine Lieb&#039; und ihn,<br /> Und kannst getrost in jeder Lage<br /> Ihn zärtlich in die Arme ziehn.</p> <p>Mit ihm kommt neues Blut und Leben<br /> In dein erstorbenes Gebein –<br /> Und wenn du ihm dein Herz gegeben,<br /> So ist auch seines ewig dein.</p> <p>Was du verlohrst, hat er gefunden;<br /> Du triffst bey ihm, was du geliebt:<br /> Und ewig bleibt mit dir verbunden,<br /> Was seine Hand dir wiedergiebt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/wer-einsam-sitzt-in-seiner-kammer" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Wer einsam sitzt in seiner Kammer" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 22 Aug 2017 22:00:18 +0000 mrbot 8191 at https://www.textarchiv.com Es giebt so bange Zeiten https://www.textarchiv.com/novalis/es-giebt-so-bange-zeiten <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Es giebt so bange Zeiten,<br /> Es giebt so trüben Muth,<br /> Wo alles sich von weiten<br /> Gespenstisch zeigen thut.</p> <p>Es schleichen wilde Schrecken<br /> So ängstlich leise her,<br /> Und tiefe Nächte decken<br /> Die Seele zentnerschwer.</p> <p>Die sichern Stützen schwanken,<br /> Kein Halt der Zuversicht;<br /> Der Wirbel der Gedanken<br /> Gehorcht dem Willen nicht.</p> <p>Der Wahnsinn naht und locket<br /> Unwiderstehlich hin.<br /> Der Puls des Lebens stocket,<br /> Und stumpf ist jeder Sinn.</p> <p>Wer hat das Kreuz erhoben<br /> Zum Schutz für jedes Herz?<br /> Wer wohnt im Himmel droben,<br /> Und hilft in Angst und Schmerz?</p> <p>Geh zu dem Wunderstamme,<br /> Gieb stiller Sehnsucht Raum,<br /> Aus ihm geht eine Flamme<br /> Und zehrt den schweren Traum.</p> <p>Ein Engel zieht dich wieder<br /> Gerettet auf den Strand,<br /> Und schaust voll Freuden nieder<br /> In das gelobte Land.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/es-giebt-so-bange-zeiten" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Es giebt so bange Zeiten" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 09 Aug 2017 23:00:23 +0000 mrbot 8184 at https://www.textarchiv.com Nun weiß ich, wenn der letzte Morgen seyn wird https://www.textarchiv.com/novalis/nun-weiss-ich-wenn-der-letzte-morgen-seyn-wird <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Nun weiß ich, wenn der letzte Morgen seyn wird – wenn das Licht nicht mehr die Nacht und die Liebe scheucht – wenn der Schlummer ewig und nur Ein unerschöpflicher Traum seyn wird. HimmlischeMüdigkeit fühl ich in mir. – Weit und ermüdend ward mir die Wallfahrt zum heiligen Grabe, drückend das Kreutz. Die krystallene Woge, die gemeinen Sinnen unvernehmlich, in des Hügels dunkeln Schooß quillt, an dessen Fuß die irdische Flut bricht, wer sie gekostet, wer oben stand auf dem Grenzgebürge der Welt, und hinübersah in das neue Land, in der Nacht Wohnsitz – warlich der kehrt nicht in das Treiben der Welt zurück, in das Land, wo das Licht in ewiger Unruh hauset.<br /> Oben baut er sich Hütten, Hütten des Friedens, sehnt sich und liebt, schaut hinüber, bis die willkommenste aller Stunden hinunter ihn in den Brunnen der Quelle zieht – das Irdische schwimmt obenauf, wird von Stürmen zurückgeführt, aber was heilig durch der Liebe Berührung ward, rinnt aufgelöst in verborgenen Gängen auf das jenseitige Gebiet, wo es, wie Düfte, sich mit entschlummerten Lieben mischt.</p> <p>Noch weckst du, muntres Licht den Müden zur Arbeit – flößest fröhliches Leben mir ein – aber du lockst mich von der Erinnerung moosigem Denkmal nicht. Gern will ich die fleißigen Hände rühren, überall umschaun, wo du mich brauchst – rühmen deines Glanzes volle Pracht – unverdroßen verfolgen deines künstlichen Werks schönen Zusammenhang – gern betrachten deiner gewaltigen, leuchtenden Uhr sinnvollen Gang – ergründen der Kräfte Ebenmaß und die Regeln des Wunderspiels unzähliger Räume und ihrer Zeiten. Aber getreu der Nacht bleibt mein geheimes Herz, und der schaffenden Liebe, ihrer Tochter. Kannst du mir zeigen ein ewig treues Herz? hat deine Sonne freundliche Augen, die mich erkennen? fassen deine Sterne meine verlangende Hand? Geben mir wieder den zärtlichen Druck und das kosende Wort? Hast du mit Farben und leichtem Umriß Sie geziert – oder war Sie es, die deinem Schmuck höhere, liebere Bedeutung gab? Welche Wollust, welchen Genuß bietet dein Leben, die aufwögen des Todes Entzückungen? Trägt nichtalles, was uns begeistert, die Farbe der Nacht? Sie trägt dich mütterlich und ihr verdankst du all deine Herrlichkeit. Du verflögst in dir selbst – in endlosen Raum zergingst du, wenn sie dich nicht hielte, dich nicht bände, daß du warm würdest und flammend die Welt zeugtest. Warlich ich war, eh du warst – die Mutter schickte mit meinen Geschwistern mich, zu bewohnen deine Welt, sie zu heiligen mit Liebe, daß sie ein ewig angeschautes Denkmal werde – zu bepflanzen sie mit unverwelklichen Blumen. Noch reiften sie nicht diese göttlichen Gedanken – Noch sind der Spuren unserer Offenbarung wenig – Einst zeigt deine Uhr das Ende der Zeit, wenn du wirst wie unser einer, und voll Sehnsucht und Inbrunst auslöschest und stirbst. In mir fühl ich deiner Geschäftigkeit Ende – himmlische Freyheit, selige Rückkehr. In wilden Schmerzen erkenn ich deine Entfernung von unsrer Heymath, deinen Widerstand gegen den alten, herrlichen Himmel. Deine Wuth und dein Toben ist vergebens. Unverbrennlich steht das Kreutz – eine Siegesfahne unsers Geschlechts.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1800</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/nun-weiss-ich-wenn-der-letzte-morgen-seyn-wird" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Nun weiß ich, wenn der letzte Morgen seyn wird" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 10 Jul 2017 23:00:26 +0000 mrbot 8215 at https://www.textarchiv.com Wenige wissen https://www.textarchiv.com/novalis/wenige-wissen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wenige wissen<br /> Das Geheimniß der Liebe,<br /> Fühlen Unersättlichkeit<br /> Und ewigen Durst.<br /> Des Abendmahls<br /> Göttliche Bedeutung<br /> Ist den irdischen Sinnen Räthsel;<br /> Aber wer jemals<br /> Von heißen, geliebten Lippen<br /> Athem des Lebens sog,<br /> Wem heilige Gluth<br /> In zitternde Wellen das Herz schmolz,<br /> Wem das Auge aufging,<br /> Daß er des Himmels<br /> Unergründliche Tiefe maß,<br /> Wird essen von seinem Leibe<br /> Und trinken von seinem Blute<br /> Ewiglich.</p> <p>Wer hat des irdischen Leibes<br /> Hohen Sinn errathen?<br /> Wer kann sagen,<br /> Daß er das Blut versteht?<br /> Einst ist alles Leib,<br /> Ein Leib,<br /> In himmlischem Blute<br /> Schwimmt das selige Paar. –</p> <p>O! daß das Weltmeer<br /> Schon erröthete,<br /> Und in duftiges Fleisch<br /> Aufquölle der Fels!<br /> Nie endet das süße Mahl,<br /> Nie sättigt die Liebe sich.<br /> Nicht innig, nicht eigen genug<br /> Kann sie haben den Geliebten.<br /> Von immer zärteren Lippen<br /> Verwandelt wird das Genossene<br /> Inniglicher und näher.</p> <p>Heißere Wollust<br /> Durchbebt die Seele.<br /> Durstiger und hungriger<br /> Wird das Herz:<br /> Und so währet der Liebe Genuß<br /> Von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br /> Hätten die Nüchternen<br /> Einmal gekostet,<br /> Alles verließen sie,<br /> Und setzten sich zu uns<br /> An den Tisch der Sehnsucht,<br /> Der nie leer wird.<br /> Sie erkennten der Liebe<br /> Unendliche Fülle,<br /> Und priesen die Nahrung<br /> Von Leib und Blut.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/wenige-wissen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Wenige wissen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 10 Jul 2017 22:00:31 +0000 mrbot 8187 at https://www.textarchiv.com Fern in Osten wird es helle https://www.textarchiv.com/novalis/fern-in-osten-wird-es-helle <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Fern in Osten wird es helle,<br /> Graue Zeiten werden jung;<br /> Aus der lichten Farbenquelle<br /> Einen langen tiefen Trunk!<br /> Alter Sehnsucht heilige Gewährung,<br /> Süße Lieb&#039; in göttlicher Verklärung.</p> <p>Endlich kommt zur Erde nieder<br /> Aller Himmel sel&#039;ges Kind,<br /> Schaffend im Gesang weht wieder<br /> Um die Erde Lebenswind,<br /> Weht zu neuen ewig lichten Flammen<br /> Längst verstiebte Funken hier zusammen.</p> <p>Ueberall entspringt aus Grüften<br /> Neues Leben, neues Blut,<br /> Ew&#039;gen Frieden uns zu stiften,<br /> Taucht er in die Lebensfluth;<br /> Steht mit vollen Händen in der Mitte<br /> Liebevoll gewärtig jeder Bitte.</p> <p>Lasse seine milden Blicke<br /> Tief in deine Seele gehn,<br /> Und von seinem ewgen Glücke<br /> Sollst du dich ergriffen sehn.<br /> Alle Herzen, Geister und die Sinnen<br /> Werden einen neuen Tanz beginnen.</p> <p>Greife dreist nach seinen Händen,<br /> Präge dir sein Antlitz ein,<br /> Mußt dich immer nach ihm wenden,<br /> Blüthe nach dem Sonnenschein;<br /> Wirst du nur das ganze Herz ihm zeigen,<br /> Bleibt er wie ein treues Weib dir eigen.</p> <p>Unser ist sie nun geworden,<br /> Gottheit, die uns oft erschreckt,<br /> Hat im Süden und im Norden<br /> Himmelskeime rasch geweckt,<br /> Und so laßt im vollen Gottesgarten<br /> Treu uns jede Knosp&#039; und Blüthe warten.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/fern-in-osten-wird-es-helle" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Fern in Osten wird es helle" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 08 Jul 2017 23:00:22 +0000 mrbot 8192 at https://www.textarchiv.com Ich weiß nicht, was ich suchen könnte https://www.textarchiv.com/novalis/ich-weiss-nicht-was-ich-suchen-konnte <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ich weiß nicht, was ich suchen könnte,<br /> Wär jenes liebe Wesen mein,<br /> Wenn er mich seine Freude nennte,<br /> Und bei mir wär&#039;, als wär&#039; ich sein.</p> <p>So Viele gehn umher und suchen<br /> Mit wild verzerrtem Angesicht,<br /> Sie heißen immer sich die Klugen,<br /> Und kennen diesen Schatz doch nicht.</p> <p>Der Eine denkt, er hat&#039;s ergriffen,<br /> Und was er hat, ist nichts als Gold;<br /> Der will die ganze Welt umschiffen,<br /> Nichts als ein Nahme wird sein Sold.</p> <p>Der läuft nach einem Siegerkranze<br /> Und Der nach einem Lorbeerzweig,<br /> Und so wird von verschiednem Glanze<br /> Getäuscht ein jeder, keiner reich.</p> <p>Hat er sich euch nicht kund gegeben?<br /> Vergaßt ihr, wer für euch erblich?<br /> Wer uns zu Lieb&#039; aus diesem Leben<br /> In bittrer Qual verachtet wich?</p> <p>Habt ihr von ihm denn nichts gelesen,<br /> Kein armes Wort von ihm gehört?<br /> Wie himmlisch gut er uns gewesen,<br /> Und welches Gut er uns bescheert?</p> <p>Wie er vom Himmel hergekommen,<br /> Der schönsten Mutter hohes Kind?<br /> Welch Wort die Welt von ihm vernommen,<br /> Wie viel durch ihn genesen sind?</p> <p>Wie er von Liebe nur beweget<br /> Sich ganz uns hingegeben hat,<br /> Und in die Erde sich geleget<br /> Zum Grundstein einer Gottesstaat?</p> <p>Kann diese Bothschaft euch nicht rühren,<br /> Ist so ein Mensch euch nicht genug,<br /> Und öffnet ihr nicht eure Thüren<br /> Dem, der den Abgrund zu euch schlug?</p> <p>Laßt ihr nicht alles willig fahren,<br /> Thut gern auf jeden Wunsch Verzicht,<br /> Wollt euer Herz nur ihm bewahren,<br /> Wenn er euch seine Huld verspricht?</p> <p>Nimm du mich hin, du Held der Liebe<br /> Du bist mein Leben, meine Welt,<br /> Wenn nichts vom Irdischen mir bliebe,<br /> So weiß ich, wer mich schadlos hält.</p> <p>Du giebst mir meine Lieben wieder,<br /> Du bleibst in Ewigkeit mir treu,<br /> Anbetend sinkt der Himmel nieder,<br /> Und dennoch wohnest du mir bei.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/ich-weiss-nicht-was-ich-suchen-konnte" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ich weiß nicht, was ich suchen könnte" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 05 Jul 2017 23:00:22 +0000 mrbot 8183 at https://www.textarchiv.com Muß immer der Morgen wiederkommen? https://www.textarchiv.com/novalis/muss-immer-der-morgen-wiederkommen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Muß immer der Morgen wiederkommen? Endet nie des Irdischen Gewalt? unselige Geschäftigkeit verzehrt den himmlischen Anflug der Nacht. Wird nie der Liebe geheimes Opfer ewig brennen? Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft. – Ewig ist die Dauer des Schlafs. Heiliger Schlaf – beglücke zu selten nicht der Nacht Geweihte in diesem irdischen Tagewerk. Nur die Thoren verkennen dich und wissen von keinem Schlafe, als den Schatten, den du in jener Dämmerung der wahrhaften Nacht mitleidig auf uns wirfst. Sie fühlen dich nicht in der goldnen Flut der Trauben – in des Mandelbaums Wunderöl, und dem braunenSafte des Mohns. Sie wissen nicht, daß du es bist der des zarten Mädchens Busen umschwebt und zum Himmel den Schoß macht – ahnden nicht, daß aus alten Geschichten du himmelöffnend entgegentrittst und den Schlüssel trägst zu den Wohnungen der Seligen, unendlicher Geheimnisse schweigender Bote.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1800</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/muss-immer-der-morgen-wiederkommen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Muß immer der Morgen wiederkommen?" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 04 Jul 2017 22:00:29 +0000 mrbot 8217 at https://www.textarchiv.com Welcher Lebendige, Sinnbegabte https://www.textarchiv.com/novalis/welcher-lebendige-sinnbegabte <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Welcher Lebendige, Sinnbegabte, liebt nicht vor allen Wundererscheinungen des verbreiteten Raums um ihn, das allerfreuliche Licht – mit seinen Farben, seinen Stralen und Wogen; seiner milden Allgegenwart, als weckender Tag. Wie des Lebens innerste Seele athmet es der rastlosen Gestirne Riesenwelt, und schwimmt tanzend in seiner blauen Flut – athmet es der funkelnde, ewigruhende Stein, die sinnige, saugende Pflanze, und das wilde, brennende, vielgestaltete Thier – vor allen aber der herrliche Fremdling mit den sinnvollen Augen, dem schwebenden Gange, und den zartgeschlossenen, tonreichen Lippen. Wie ein König der irdischen Natur ruft es jede Kraft zu zahllosen Verwandlungen, knüpft und löst unendliche Bündnisse, hängt sein himmlisches Bild jedem irdischen Wesen um. – Seine Gegenwart allein offenbart die Wunderherrlichkeit der Reiche der Welt.</p> <p>Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnißvollen Nacht. Fernab liegt die Welt – in eine tiefe Gruft versenkt – wüst und einsam ist ihre Stelle. In den Sayten der Brust weht tiefe Wehmuth. In Thautropfen will ich hinuntersinken und mit der Asche mich vermischen. – Fernen der Erinnerung, Wünsche der Jugend, der Kindheit Träume, des ganzen langen Lebens kurze Freuden und vergebliche Hoffnungen kommen in grauen Kleidern, wie Abendnebel nach der Sonne Untergang. In andern Räumen schlug die lustigen Gezelte das Licht auf. Sollte es nie zu seinen Kindern wiederkommen, die mit der Unschuld Glauben seiner harren?</p> <p>Was quillt auf einmal so ahndungsvoll unterm Herzen, und verschluckt der Wehmuth weiche Luft? Hast auch du ein Gefallen an uns, dunkle Nacht? Was hältst du unter deinem Mantel, das mir unsichtbar kräftig an die Seele geht? Köstlicher Balsam träuft aus deiner Hand, aus dem Bündel Mohn. Die schweren Flügel des Gemüths hebst du empor. Dunkel und unaussprechlich fühlen wir uns bewegt – ein ernstes Antlitz seh ich froh erschrocken, das sanft und andachtsvoll sich zu mir neigt, und unter unendlich verschlungenen Locken der Mutter liebe Jugend zeigt. Wie arm und kindisch dünkt mir das Licht nun – wie erfreulich und gesegnet des Tages Abschied – Also nur darum, weil die Nacht dir abwendig macht die Dienenden, säetest du in des Raumes Weiten die leuchtenden Kugeln, zu verkünden deine Allmacht – deine Wiederkehr – in den Zeiten deiner Entfernung. Himmlischer, als jene blitzenden Sterne, dünken uns die unendlichen Augen, die die Nacht in uns geöffnet. Weiter sehn sie, als die blässesten jener zahllosen Heere – unbedürftig des Lichts durchschaun sie die Tiefen eines liebenden Gemüths – was einen höhern Raum mit unsäglicher Wollust füllt. Preis der Weltköniginn, der hohen Verkündigerinn heiliger Welten, der Pflegerinn seliger Liebe – sie sendet mir dich – zarte Geliebte – liebliche Sonne der Nacht, – nun wach ich – denn ich bin Dein und Mein – du hast die Nacht mir zum Leben verkündet – mich zum Menschen gemacht – zehre mit Geisterglut meinen Leib, daß ich luftig mit dir inniger mich mische und dann ewig die Brautnacht währt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1800</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/welcher-lebendige-sinnbegabte" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Welcher Lebendige, Sinnbegabte" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 03 Jul 2017 23:00:25 +0000 mrbot 8218 at https://www.textarchiv.com Unter tausend frohen Stunden https://www.textarchiv.com/novalis/unter-tausend-frohen-stunden <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Unter tausend frohen Stunden,<br /> So im Leben ich gefunden,<br /> Blieb nur eine mir getreu;<br /> Eine, wo in tausend Schmerzen<br /> Ich erfuhr in meinem Herzen,<br /> Wer für uns gestorben sey.</p> <p>Meine Welt war mir zerbrochen,<br /> Wie von einem Wurm gestochen<br /> Welkte Herz und Blüthe mir;<br /> Meines Lebens ganze Habe,<br /> Jeder Wunsch lag mir im Grabe,<br /> Und zur Qual war ich noch hier.</p> <p>Da ich so im stillen krankte,<br /> Ewig weint&#039; und wegverlangte,<br /> Und nur blieb vor Angst und Wahn:<br /> Ward mir plötzlich, wie von oben<br /> Weg des Grabes Stein gehoben,<br /> Und mein Innres aufgetan.</p> <p>Wen ich sah, und wen an seiner<br /> Hand erblickte, frage Keiner,<br /> Ewig werd&#039; ich dieß nur sehn;<br /> Und von allen Lebensstunden<br /> Wird nur die, wie meine Wunden<br /> Ewig heiter, offen stehn.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/unter-tausend-frohen-stunden" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Unter tausend frohen Stunden" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 02 Jul 2017 23:00:23 +0000 mrbot 8190 at https://www.textarchiv.com Wenn ich ihn nur habe https://www.textarchiv.com/novalis/wenn-ich-ihn-nur-habe <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wenn ich ihn nur habe,<br /> Wenn er mein nur ist,<br /> Wenn mein Herz bis hin zum Grabe<br /> Seine Treue nie vergißt:<br /> Weiß ich nichts von Leide,<br /> Fühle nichts, als Andacht, Lieb&#039; und Freude.</p> <p>Wenn ich ihn nur habe,<br /> Lass&#039; ich alles gern,<br /> Folg&#039; an meinem Wanderstabe<br /> Treugesinnt nur meinem Herrn;<br /> Lasse still die Andern<br /> Breite, lichte, volle Straßen wandern.</p> <p>Wenn ich ihn nur habe,<br /> Schlaf&#039; ich fröhlich ein,<br /> Ewig wird zu süßer Labe<br /> Seines Herzens Fluth mir seyn,<br /> Die mit sanftem Zwingen<br /> Alles wird erweichen und durchdringen.</p> <p>Wenn ich ihn nur habe,<br /> Hab&#039; ich auch die Welt;<br /> Selig, wie ein Himmelsknabe,<br /> Der der Jungfrau Schleyer hält.<br /> Hingesenkt im Schauen<br /> Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen.</p> <p>Wo ich ihn nur habe,<br /> Ist mein Vaterland;<br /> Und es fällt mir jede Gabe<br /> Wie ein Erbtheil in die Hand;<br /> Längst vermißte Brüder<br /> Find&#039; ich nun in seinen Jüngern wieder.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/novalis" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Novalis</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1802</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/novalis/wenn-ich-ihn-nur-habe" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Wenn ich ihn nur habe" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 02 Jul 2017 22:00:31 +0000 mrbot 8189 at https://www.textarchiv.com