Textarchiv - Ludwig Gotthard Kosegarten https://www.textarchiv.com/ludwig-gotthard-kosegarten Deutscher Pfarre und Dichter. Geboren am 1. Februar 1758 in Grevesmühlen. Gestorben am 26. Oktober 1818 in Greifswald. de Alexanders Fest https://www.textarchiv.com/ludwig-gotthard-kosegarten/alexanders-fest <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Persia war besiegt. Den stolzen Triumph zu feyern,<br /> Gab Philipps Sohn ein königliches Mahl.<br /> Hoch saß auf güldnem Thron<br /> In hehrer Majestät<br /> Der göttergleiche Held.<br /> Rings um ihn prangten seine Braven alle,<br /> Mit Myrthen die Stirne bekränzt, die Scheitel umschattet mit Rosen,<br /> (Also geziemt es den Kriegern nach blutiger Müh)<br /> Neben ihm lehnt’, in der Blume der Jugend,<br /> Im Schimmer der Schönheit die freundliche Thais,<br /> Mit des Aufgangs köstlichsten Steinen geschmückt –<br /> „Preiset die Herrlichen, Göttersöhne!<br /> Küpris und Ares umarmen sich hier.<br /> Tapfrer, nur dir,<br /> Tapfrer, nur dir,<br /> Tapfrer, dir nur gebühret das Schöne.“</p> <p>Chor.</p> <p>Preiset die Herrlichen, Göttersöhne!<br /> Küpris und Ares umarmen sich hier.<br /> Tapfrer, nur dir,<br /> Tapfrer, nur dir,<br /> Tapfrer, dir nur gebühret das Schöne.</p> <p>Timotheus, der vielberühmte Meister,<br /> Stand hoch auf klingender Bühne,<br /> Regte mit irrendem Finger die Lyra.<br /> Himmelan schwellten die schwellenden Laute<br /> Der Hörer trunkene Seelen.<br /> Er sang, wie Vater Zeus<br /> Die sel’gen Sitze verließ;<br /> (Dir, mächtige Lieb’, erliegend)<br /> Ein schillernder Drach schoß er herab,<br /> Auf schlängelndem Blitze fuhr er daher<br /> Zu Philipps schöner Gattin,<br /> Zur jungen Olympia,<br /> Umschnäbelnd ihre Schneebrust,<br /> Den Marmorleib umringelnd,<br /> Vertraut’ er sein Ebenbild ihr, des Erdballs künftigen Herrn.<br /> Er sang’s. Dem hohen Liede<br /> Lauschten die Zecher verwundernd –<br /> Heil dem erscheinenden Gott! erscholl’s aus dem Kreise der Zecher,<br /> Heil dem erscheinenden Gott! scholl’s wieder vom dröhnenden Dome.<br /> Entzückten Ohrs<br /> Vernahm’s der Held,<br /> Und wähnte sich Gott,<br /> Und nickt’ ein Gott,<br /> Und meinte zu erschüttern die Sphären.</p> <p>Chor.</p> <p>Sieh! Sieh! Entzückt<br /> Vernimmt’s der Held,<br /> Und wähnt sich Gott,<br /> Und nickt ein Gott,<br /> Und meint zu erschüttern die Sphären.</p> <p>Nun sang der hohe Sänger Bacchus Preise,<br /> Des Ewigjungen und des Ewigschönen:<br /> „Er kömmt, er kömmt der fröhliche Gott!<br /> Dem Ernst ein Spott, dem Gram ein Tod.<br /> Schmettere, muntre Drommete!<br /> Er kömmt und purpurne Röthe<br /> Verklärt sein blühend Gesicht,<br /> Die Augen unsterbliches Licht.<br /> Lasset das lustige Hifthorn hallen!<br /> Wirbeln die Pauke, Schallmeyen erschallen.<br /> Er kömmt holdselig und froh.<br /> Jo! Jo! Jo!<br /> Bacchus, jung und schön und froh,<br /> Preßte Trauben, mischte Wein,<br /> Führte des Zechens Freuden ein.<br /> Bacchus spendet süße Weide.<br /> Zechen ist des Kriegers Freude.<br /> Süß die Weide!<br /> Reich die Freude.<br /> Süß ist Freude nach der Pein.“</p> <p>Chor.</p> <p>Bacchus spendet süße Weide.<br /> Zechen ist des Kriegers Freude.<br /> Süße Weide!<br /> Reiche Freude!<br /> Müden mundet baß der Wein!</p> <p>Des Lobes froh erschwillt des Königs Herz.<br /> Noch einmal ficht er alle seine Schlachten über.<br /> Dreymal noch schlägt er den Feind, dreymal noch fallen die Schaaren.<br /> Des steigenden Wahnsinns gewahret der Meister,<br /> Gewahrt der flammenden Wangen,<br /> Gewahrt der funkelnden Augen,<br /> Sieht Fehde ihn der Eid’ und selbst dem Himmel bieten,<br /> Er wandelt schnell die Weise<br /> Und hemmt des Jünglings Trotz.<br /> Er schmelzt mit Trauerlauten<br /> In süßes Leid das Herz.<br /> „Darius,“ singt er, „groß und gut,<br /> Verfolgt von Heimarmenens Wuth,<br /> Darius ist gefallen!<br /> Gefallen! gefallen! gefallen!<br /> Vom Zenith alles Erdenglücks<br /> Ist er im Hui des Augenblicks<br /> In Schmach und Noth gefallen.<br /> Es liegt der König, groß und gut,<br /> Und wälzet sich in seinem Blut,<br /> Verlassen ach von allen!<br /> Verrathen selbst vom treusten Freund,<br /> Den er am redlichsten gemeint,<br /> Liegt er am Boden baar und bloß!<br /> Ist keiner, der auf liebem Scbooß<br /> Das Haupt ihm stützet, keiner?<br /> Ist keiner, der das Aug’ ihm schließt,<br /> Ein’ arme Thrän’ um ihn vergießt –<br /> Ach! keiner auch nicht einer?“<br /> Gesenkten Hauptes saß der freudelose Sieger.<br /> Den schnell bewölkten Geist durchkreuzten Ernstgedanken,<br /> Er sah das Rad des Schicksals<br /> Sich nimmerrastend drehn.<br /> Ein tiefes Ach! entfuhr ihm<br /> Und eine Thräne quoll!</p> <p>Chor.</p> <p>Wohl mag die Thräne quillen,<br /> Dein Geist sich wölken, Held.<br /> Denn nimmerrastend rollet<br /> Des Schicksals kraisend Rad.</p> <p>Der mächtige Meister lächelte.<br /> Die Liebe, sah er, traf zunächst die Reihe,<br /> Den nächst verwandten Ton nur durft’ er rühren;<br /> Denn Mitleid stimmt das Herz zur Liebe.<br /> Lockend, flöthend, girrend,<br /> Wie der Nachtigall Schmettern,<br /> Scholl das lydische Lied:<br /> „Krieg ist Unsinn, Kämpfen Rasen,<br /> Ehr’ und Ruhm sind Wasserblasen.<br /> Ewig endend, nie beginnend,<br /> Stets zerstöhrend, nie gewinnend,<br /> Dünkt die Welt dich werth des Krieges?<br /> Werth des Kampfes? werth des Sieges?<br /> O! vergiß nicht des Genusses,<br /> Nicht des Bechers, nicht des Kusses.<br /> Thais lächelt dir zur Seiten.<br /> Geneuß, was dir die Gotter bereiten.“<br /> Lautes Beyfallgeschrey scholl rings im Kraise der Zecher.<br /> Nicht länger mächtig seiner Qualen blickte<br /> Der Heros die Heroin an.<br /> Die süße Feindin seiner Ruhe,<br /> Er blickt’ und seufzt’ und seufzt’ und blickte,<br /> Und blickt’ und seufzt’ und blickte wieder.<br /> Ueberwältigt zuletzt vom Wein und von sehnender Liebe<br /> Sank der besiegte Sieger ihr an die schwellende Brust.</p> <p>Chor.</p> <p>Sieh, sieh! er seufzt und blickt und seufzt,<br /> Und nickt und seufzt und blicket wieder.<br /> Ueberwältiget schau! von Wein und Sehnsucht und Liebe<br /> Sinkt der besiegte Sieger ihr an das schlagende Herz!</p> <p>„Mächtiger greift in der Lyra Gold!<br /> Horch, wie es braust! wie es zürnt! wie es grollt!<br /> Weckt mir ihn auf wie mit Schlachtgerassel.<br /> Rüttelt mir ihn auf wie mit Donnergeprassel –<br /> Erwache Schläfer, erwache! –<br /> Schau, schau! es gellt ihm in’s Ohr!<br /> Er hebet das Haupt empor!<br /> Wie aus dem Grab’ erwacht,<br /> Starrt er hinein in die Nacht –<br /> Rache, König, Rache!<br /> Siehst du im bläulichten Licht<br /> Die grinzenden Furien nicht?<br /> Hörst du die Schlangen nicht zischen,<br /> Die gelblichten Blitze nicht gischen,<br /> Die ihren Augen entsprühn? –<br /> Auf! König, stark und kühn!<br /> Rette der Schuldlosen Sache!<br /> Rache, König, Rache!<br /> Siehst du die furchtbare Schaar<br /> Mit lodernden Fackeln in Händen?<br /> Sie rauffen das straubigte Haar,<br /> Sie ringen die Hände. Sie wenden<br /> Sich seitwärts. Siehe, sie weinen!<br /> Es sind die Geister der Deinen!<br /> Es sind der Griechen Schatten,<br /> Sie fielen auf Mediens Matten,<br /> Sie liegen unbegraben,<br /> Ihr Fleisch verspeisen Raben,<br /> Der Wind bleicht ihre Knochen,<br /> Noch liegen sie ungerochen.<br /> Rette der Tapferen Sache!<br /> Rache, König, Rache!<br /> Siehe, sie schwingen die Fackeln, die Rächer,<br /> Zielen auf der Könige strahlende Dächer,<br /> Dräuen den Tempeln der feindlichen Götter,<br /> Sie treffe der Rache versöhnendes Wetter!“<br /> Wüthendes Beyfallgeschrey durchtobte die gährenden Lüfte,<br /> Zerstöhrung lüsternd sprang der König auf.<br /> Er griff zur knisternden Fackel,<br /> Zur Fackel die Trunkenen alle.<br /> Thais stürmte voran,<br /> Hocklodernder Fackel voran!<br /> Der zweyten Helena sank die zweyte Troja in Asche.</p> <p>Chor.</p> <p>Wohin, Wuthtrunkner! wohin?<br /> Sieh, sieh, er greift zur Fackel!<br /> Die Rasenden greifen zur Fackel,<br /> Thais stürmet voran,<br /> Hochlodernder Fackel voran!<br /> Der zweyten Helena sinkt die zweyte Troja in Asche!</p> <p>So wußte schon in grauer Vorwelt Tagen,<br /> Als luftgeschwellte Schläuche noch nicht hauchten,<br /> Und noch der Orgel Kehlen alle schliefen,<br /> Der saitenmächtige Timotheus<br /> Die Seele kräftig zu beherrschen;<br /> In süße Wehmuth itzt sie einzugirren,<br /> Mit leiser Flöten sanftem Klageton,<br /> Zur Raserey sie itzt emporzustürmen<br /> Durch jeden Dämon, den die Lyra bannt.</p> <p>Itzt kam die göttliche Caecilia,<br /> Erfand den Pallast heil’ger Harmonieen,<br /> Erweiterte mit angeschaffner Weisheit<br /> Und hoher Kunst des Tonreichs enge Gränzen,<br /> Verlängerte die vollen Feyertöne,<br /> Ließ einzeln itzt des Prachtbaus Zungen schlagen,<br /> Ließ tausendstimmig dann den heil’gen Päan brausen –<br /> Reiche Timotheus dann der göttlichen Jungfrau die Palme,<br /> Oder ihr Kämpfenden theilt beide den ehrenden Kranz.<br /> Einen Sterblichen hob des Griechen Lyra gen Himmel.<br /> Aber Caecilia rief selige Geister herab.</p> <p>Chor.</p> <p>Reiche Timotheus nun der heiligen Jungfrau die Palme,<br /> Oder ihr Kämpfenden theilt beide den ehrenden Kranz.<br /> Einen Sterblichen hob des Griechen Lyra gen Himmel,<br /> Aber Caecilia ruft selige Geister herab.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-gotthard-kosegarten" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Gotthard Kosegarten</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1800</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-gotthard-kosegarten/alexanders-fest" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Alexanders Fest" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 21:13:16 +0000 admin 712 at https://www.textarchiv.com Die Sterne https://www.textarchiv.com/ludwig-gotthard-kosegarten/die-sterne <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie wohl ist mir im Dunkeln!<br /> Wie weht die laue Nacht!<br /> Die Sterne Gottes funkeln<br /> In feierlicher Pracht.<br /> Komm, Ida, komm ins Freie,<br /> Und laß in jene Bläue,<br /> Und laß zu jenen Höhn<br /> Uns staunend aufwärts sehn!</p> <p>Sieh wie die Leier schimmert<br /> Sieh, wie der Adler glüht!<br /> Sieh, wie die Krone flimmert,<br /> Und Gemma Funken sprüht!<br /> Die hellen Wächter winken,<br /> Die goldnen Wagen blinken,<br /> Und stolz durchschwimmt der Schwan<br /> Den blauen Ozean.</p> <p>O! Sterne Gottes, Zeugen<br /> Und Boten beßrer Welt!<br /> Ihr heißt den Aufruhr schweigen,<br /> Der meinen Busen schwellt.<br /> Ich seh hinauf, ihr Hehren,<br /> Zu euren lichten Sphären,<br /> Und Ahndung ewger Lust<br /> Stillt die empörte Brust.</p> <p>O Ida, wenn die Schwermuth<br /> Dein sanftes Auge hüllt,<br /> Wenn dir die Welt mit Wermuth<br /> Den Lebensbecher füllt;<br /> So geh hinaus im Dunkeln,<br /> Und sieh die Sterne funkeln,<br /> Und leiser wird dein Schmerz,<br /> Und freier schlägt dein Herz.</p> <p>O Ida, wenn die Strenge<br /> Des Schicksals einst uns trennt,<br /> Und wenn das Weltgedränge<br /> Nicht Blick noch Kuß vergönnt;<br /> So schau hinauf ins Freie,<br /> In jene weite Bläue;<br /> In jenen lichten Höh’n,<br /> Dort, dort ist Wiedersehn.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-gotthard-kosegarten" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Gotthard Kosegarten</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-gotthard-kosegarten/die-sterne" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Sterne" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 31 Dec 2014 16:32:55 +0000 akessler 642 at https://www.textarchiv.com Ellwieens Schwanenlied https://www.textarchiv.com/ludwig-gotthard-kosegarten/ellwieens-schwanenlied <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie blickst du aus dem Nebelduft,<br /> O Sonne, bleich und freundlich!<br /> Wie weht die dunstbeladne Luft<br /> So rauh und menschenfeindlich!</p> <p>Es girrt die sterbende Natur<br /> Ihr Schwanenlied so traurig,<br /> Es stehen Busch und Wald und Flur<br /> So herbstlich und so schaurig.</p> <p>Ihr Rosen, die der rauhe Ost<br /> In ihrem Knospen pflückte;<br /> Ihr Nelken, die der frühe Frost<br /> Halbaufgeschlossen knickte!</p> <p>Ist euer Loos nicht auch mein Loos?<br /> Seyd ihr nicht, was ich werde?<br /> Entkeimt’ ich nicht, wie ihr, dem Schooß<br /> Der mütterlichen Erde?</p> <p>Ist nicht mein Halm so jugendlich,<br /> So schlank emporgeschossen?<br /> Hat meiner Blüthen Knospe sich<br /> Nicht drängend aufgeschlossen?</p> <p>Weckt meiner Augen blaues Licht,<br /> Die Rose meiner Wangen,<br /> Die Frische meiner Lippen nicht<br /> Der Jünglinge Verlangen?</p> <p>Ach! klagt um eure Schwester, klagt,<br /> Ihr Rosen und ihr Nelken –<br /> Wie bald! – Und hin ist meine Pracht,<br /> Und meine Blüthen welken.</p> <p>Verstreut ist all mein grünes Laub,<br /> Geknickt mein schlanker Stengel,<br /> Mein Staub gebettet in den Staub,<br /> Mein Geist verklärt zum Engel!</p> <p>Der Wandrer, der in meiner Zier,<br /> In meiner Schönheit Schimmer<br /> Mich schaute, kommt und forscht nach mir,<br /> Und sieht mich nimmer, nimmer!</p> <p>Es kommt der Jüngling, den ich mir<br /> Erkohren einzig habe –<br /> Ach! fleuch, Geliebter, fleuch von hier,<br /> Dein Mädchen schläft im Grabe.</p> <p>Ach! traure, Theurer, traure nicht!<br /> Des Grabes Dunkel schwindet,<br /> Und himmlisch und unsterblich Licht<br /> Glänzt dem, der überwindet.</p> <p>Triumph! Auf Herbstesdämmerung<br /> Folgt milder Frühlingsschimmer.<br /> Auf Trennung folgt Vereinigung –<br /> Vereinigung auf immer!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-gotthard-kosegarten" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Gotthard Kosegarten</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-gotthard-kosegarten/ellwieens-schwanenlied" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ellwieens Schwanenlied" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 31 Dec 2014 16:29:48 +0000 akessler 641 at https://www.textarchiv.com Schön Sidselil und Ritter Ingild https://www.textarchiv.com/ludwig-gotthard-kosegarten/schoen-sidselil-und-ritter-ingild <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Schön Sidselil schnürte sich so knapp und schlank,<br /> Daß ihr die Milch aus den Brüsten sprang.<br /> »Was seh ich herzliebes Töchterlein!<br /> »Dir sprützt ja die Milch aus den Brüsten dein!«<br /> »Es ist nicht Milch, das den Busen mir näßt,<br /> »Es ist vom Meeth, den ich eben gepreßt.«<br /> »Lehre du mich kennen Milch und Meeth!<br /> »Ist braun denn die Milch und weiß der Meeth?«<br /> »Ach Mutter vergebt, Herzmutter, verzeiht!<br /> »Ritter Ingild, der Wackre, hat um mich gefreit!«<br /> »Ritter Ingild, der Kecke, thät um dich frein?<br /> »Was gab er dir denn für die Ehre dein?«<br /> »Er gab mir ein roth seidenes Kleid,<br /> »Ach! aber ich trug es mit Jammer und Leid.<br /> »Er gab mir ein Paar silberspangiger Schuh,<br /> »Ach! aber, sie la’n mir nicht Rast noch Ruh.<br /> »Er gab mir eine Harfe von Gold,<br /> »Damit ich meine Sorgen beschwichtigen sollt’.«<br /> »Nun, Tochter, ich schwöre beim heiligen Gott,<br /> »Ihr beide müßt sterben den schmählichsten Tod.<br /> »Ritter Ingild muß hangen hoch oben auf Gaal,<br /> »Und brennen mußt du tief unten im Thal.«<br /> Schön Sidselil nahm ihre Harfe gut,<br /> Zu schwichtigen ihren traurigen Muth.<br /> Sie schlich wohl hin im Mondenschein<br /> Vor Ritter Ingilds Kämmerlein.<br /> Sie schlug die lispelnden Saiten an,<br /> Zu wecken den schlafenden Rittersmann.<br /> Sie schlug die Saiten rauschender an;<br /> Noch säumte der träumende Rittersmann.<br /> Sie flisperte leise zum Schlüsselloch ’nein:<br /> »Wach auf, Ritter Ingild, und laß mich ein!«<br /> »Ich bin noch so müde. Ich schlief erst ein.<br /> »Ich stehe nicht auf, und lasse nicht ein!«<br /> »Ritter Ingild, steh auf, und laß mich ein,<br /> »Ich habe gesprochen mit Mutter mein.<br /> »Sie hat mir geschworen beim heiligen Gott:<br /> »Wir müßten sterben den schmählichsten Tod.<br /> »Du müßtest hangen hoch oben auf Gaal;<br /> »Und brennen müßt’ ich tief unten im Thal!«<br /> »Nein Liebchen, du sollst nicht brennen für mich;<br /> »Und ich, ich will nicht hangen für dich.<br /> »Geh eilend, und nimm dein Gold aus dem Schrein,<br /> »Derweile ich sattle den Rappen mein.«<br /> Er warf ihr über den Mantel blau,<br /> Und hub sie auf seinen Rappen grau.<br /> Sie ritten so rasch, sie ritten so lang,<br /> Schön Sidselil ächtzte so schwer und bang.<br /> »Schön Sidselil, wird dir der Weg zu lang,<br /> »Oder macht mein Sattel dir weh und bang?«<br /> »Ritter Ingild, der Weg wird mir nicht lang,<br /> »Doch macht dein Sattel mir angst und bang.«<br /> Er hub sie herunter vom dampfenden Roß,<br /> Und legte sie sanft ins weiche Moos.<br /> »Wie wird mir – hilf Himmel – es würgt mich schier,<br /> »Ach! hätt’ ich nur eine meiner Frauen bei mir.«<br /> »Deine Frauen sind weit, so weit von hier,<br /> »Ich aber bin bei dir, und helfe dir.«<br /> »Dir ziemt nicht zu schauen der Kreisenden Noth.<br /> »Viel lieber sterb’ ich den bittern Tod.«<br /> »Verbinde mir, Traute, die Augen mein,<br /> »Und laß mich eine deiner Frauen seyn!«<br /> »Wie wird mir – hilf Himmel – verschmacht ich doch schier!<br /> »Ach hätt’ ich nur Einen Trunk Wassers hier!<br /> Ritter Ingild war ihr so hold und treu;<br /> Er nahm ihren silberspangigen Schuh,<br /> Er rannte weithin zum klaren Born<br /> Durch Sumpf und Busch, durch Distel und Dorn,<br /> Er schöpfte des Wassers. Er rannte daher,<br /> Eine Nachtigall sang ihm traurige Mähr.<br /> »Schön Sidselil liegt todt im seidenen Moos,<br /> »Ihr liegen zween holde Knäblein im Schooß.<br /> Er achtete nicht auf den traurigen Sang,<br /> Er rannte den sumpfigen Anger entlang,<br /> Und als er kam, wo schön Sidselil lag,<br /> Da ward er gewahr, was die Nachtigall sprach.<br /> Schön Sidselil lag todt im seidenen Moos,<br /> Ihr lagen zween todte Knäblein im Schooß.<br /> Er grub ein Grab so tief als breit,<br /> Und legte seine drei Lieben hinein,<br /> Und als er stand hoch über dem Grab,<br /> Da däucht’ ihn, es weinten die Kindlein im Grab.<br /> Er stemmte sein Schwert wohl gegen den Stein,<br /> Und stieß es sich tief ins Herz hinein.<br /> Schön Sidselil war ihm so hold und treu;<br /> Nun schlafen beisammen die Liebenden zwei.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-gotthard-kosegarten" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Gotthard Kosegarten</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-gotthard-kosegarten/schoen-sidselil-und-ritter-ingild" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Schön Sidselil und Ritter Ingild" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 31 Dec 2014 16:26:20 +0000 akessler 640 at https://www.textarchiv.com An Ruhheims Fluren https://www.textarchiv.com/ludwig-gotthard-kosegarten/an-ruhheims-fluren <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Zerreiß den Wolkenschleier,<br /> Du herbstliche Natur!<br /> Erschein’ in deiner Feier,<br /> Du meine Lieblingsflur!<br /> Verklärt euch, o ihr Felder,<br /> So freundlich, lieb und hold,<br /> Erglänzt, erglänzt ihr Wälder,<br /> Im Abendsonnengold!</p> <p>Ihr ewiggrünen Matten,<br /> Ihr sanftgewölbten Höh’n,<br /> Ihr düstern Tannenschatten,<br /> Ihr spiegelklaren See’n,<br /> Ihr kalmusreichen Wiesen,<br /> Ihr Haiden, braun und wüst,<br /> O! seyd, seyd mir gepriesen,<br /> Seyd herzlich mir gegrüßt!</p> <p>Ich seh’, ich seh’ euch wieder,<br /> Und wie ich euch verließ,<br /> So find’ ich ganz euch wieder,<br /> So freundlich, lieb und süß.<br /> Ihr dämmert noch so schaurig,<br /> Ihr jubelt noch so laut,<br /> Ihr lispelt noch so traurig,<br /> Und schattet noch so traut.</p> <p>Ihr seht, ihr seht mich wieder;<br /> Und wie ihr sonst mich saht,<br /> So seht ihr ganz mich wieder,<br /> An Art und Kraft und That.<br /> Mein Herz ist noch so offen,<br /> So schwärmend und so wild,<br /> Mein Sehnen und mein Hoffen<br /> Noch immer unerfüllt.</p> <p>Ihr friedenvollen Felder,<br /> Ihr thauberauschten Au’n,<br /> Ihr feierlichen Wälder,<br /> Umhaußt von Nacht und Grau’n,<br /> Umweht, umweht den Müden,<br /> Mit eurer tiefen Ruh,<br /> Und lispelt euren Frieden<br /> Dem heißen Schwärmer zu.</p> <p>O! nehmt in eure Wonne<br /> Den müden Waller auf –<br /> Es endet schon die Sonne<br /> Den hohen Heldenlauf.<br /> Der braune Abend schleiert<br /> Den Forst, die Flur, die Flut,<br /> Die matte Schöpfung feiert,<br /> Und alles Leben ruht.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-gotthard-kosegarten" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Gotthard Kosegarten</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-gotthard-kosegarten/an-ruhheims-fluren" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An Ruhheims Fluren" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 31 Dec 2014 16:18:59 +0000 akessler 639 at https://www.textarchiv.com