Textarchiv - Gustav Hochstetter https://www.textarchiv.com/gustav-hochstetter Deutscher Schriftsteller und Dichter. Geboren am 12. Mai 1873 in Mannheim. Gestorben am 26. Juni 1944 in Theresienstadt. de Halensee https://www.textarchiv.com/gustav-hochstetter/halensee <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Dieweil der Mai zu blühn begann,<br /> Verschloss ein junger Malersmann<br /> Am Nachmittag sein Atelier<br /> Und fuhr hinaus nach Halensee.<br /> Die Frühlingsluft schwellt seine Lungen,<br /> Er hat ein frohes Lied gesungen,<br /> Durchgondelte die klaren Wogen<br /> Des Sees, auf dem die Schwäne zogen,<br /> Und als um Sonnenuntergang<br /> Ihm Tanzmusik entgegen klang,<br /> Da ging – das tun wir Alle mal –<br /> Der Maler in ein Tanzlokal.<br /> Viel Jugend sah er dort sich drängen<br /> Es wiegten sich nach frohen Klängen<br /> Die niedlichen Berliner Pflanzen . . .<br /> Herrjeh! Die Mädel können tanzen!<br /> Ja, die verstehn’s und sind dabei!<br /> Meist tanzen sie zu zwei und zwei,<br /> Erst wenige mit ihrem Schatz . . .<br /> Der Maler sucht sich einen Platz<br /> So recht weit hinten in der Eck’,<br /> Und dann schaut er aus dem Versteck<br /> All dem Getriebe und Getu’<br /> Mit teilnahmsvollem Auge zu.</p> <p>„Und welche von den Mägdelein“<br /> Denkt er, „soll nun die Meine sein?<br /> Die Blonde mit der blauen Bluse?<br /> Nicht schlank genug für meine Muse! . . .<br /> Die Schwarze mit der roten Taille?<br /> Zwar schlank – doch gar zu sehr Kanaille! . . .<br /> Vielleicht die Kleine dort in weiss?<br /> Die ist zu wild, sie tanzt so heiss! . . .<br /> Da drüben die Brünette? Nein, –<br /> Zu schön! Das könnt’ gefährlich sein! . . .“</p> <p>Und also prüfend, wägend, wählend,<br /> Mit Fragen sich und Zweifeln quälend,<br /> Sitzt er gar lange in Gedanken . . .<br /> Bis von den Runden und den Schlanken,<br /> Die er so prüfend wägt und misst,<br /> Nicht eine mehr zu haben ist,<br /> Weil so von Schlanken wie von Runden<br /> Nun jede einen Schatz gefunden,<br /> So dass allein und trist zum Schluss<br /> Der Maler heimwärts wandern muss.<br /> * *<br /> Nun glaub’ ich fast, dass ihr nicht wisst,<br /> Warum dies eine Fabel ist.<br /> Jedoch, Herr Leser, nimm mal an,<br /> Du selber seist der Malersmann,<br /> Und setze für das Tanzlokal<br /> Dies ganze irdische Jammertal . . .<br /> Dann denke nach und schweige still,<br /> Dann weisst du, was ich sagen will;<br /> Dann weisst du, wie viel Schönes schon<br /> In deinem Leben dir entfloh’n,<br /> Weil du zu lange überlegt hast,<br /> Zu viel bedacht, zu viel erwägt hast …<br /> Drum –: wenn das Glück dir wieder winkt,<br /> Nur schnell ihm nach, eh’ es versinkt!<br /> Dann denk’ an unsern Maler du<br /> Und fasse an und greife zu,<br /> Damit es dir nicht wieder geh’<br /> Wie unserm Freund in Halensee.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/gustav-hochstetter" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Gustav Hochstetter</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/gustav-hochstetter/halensee" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Halensee" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 24 Dec 2016 13:10:15 +0000 admin 5327 at https://www.textarchiv.com Der Hase und die Katze https://www.textarchiv.com/gustav-hochstetter/der-hase-und-die-katze <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Eine Katze und ein älterer Hase<br /> Wanderten einst die gleiche Strasse.<br /> Bald schlossen Freundschaft im grünen Revier<br /> Der Hase und das Katzentier,<br /> Und es beschlossen die wackeren beiden,<br /> Vereint zu tragen der Wanderschaft Leiden.</p> <p>So sind sie denn an ein Wirtshaus geraten,<br /> Dran hing ein Schild: „Frischer Hasenbraten!“<br /> Kaum hatten die beiden dieses gelesen,<br /> Hui! Ist da der Hase am Laufen gewesen!<br /> Zehn Spannen nahm er mit jedem Satze!<br /> – – – – Aber erst die Katze!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/gustav-hochstetter" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Gustav Hochstetter</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/gustav-hochstetter/der-hase-und-die-katze" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Hase und die Katze" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 24 Dec 2016 13:03:55 +0000 admin 5326 at https://www.textarchiv.com Gesellschaft https://www.textarchiv.com/gustav-hochstetter/gesellschaft <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Diner im feinsten Westen,<br /> Viel Diamanten-Glanz,<br /> Es nippten vom Schönsten und Besten<br /> Die Lippen der Haute-Finanz.</p> <p>Satt strahlte aus allen Mienen<br /> Die runde Zufriedenheit –<br /> Und mitten zwischen ihnen<br /> Sass meine Wenigkeit.</p> <p>Ich hatte der Dame des Hauses<br /> Mein kleines Buch dediziert,<br /> Drin ich viel Wirres und Krauses<br /> Zusammenfabuliert.</p> <p>„Ach bitte lesen, lesen!"<br /> Bat man mich nach dem Dessert.<br /> Ich machte ein wenig Wesen,<br /> Dann nahm ich das Büchlein her.</p> <p>Ich las, man war begeistert,<br /> Ein zweites, ein drittes Gedicht,<br /> Dann hab’ ich mich bemeistert:<br /> „Meine Damen, genug! mehr nicht!“</p> <p>Des freundlichen Hausherrn bejahrte<br /> Rundliche Schwiegermama,<br /> Die einst an Mitgift nicht sparte,<br /> Sass tief ergriffen da.</p> <p>Was ich gelesen, gedichtet,<br /> Das rührte auch sie, wie mir schien.<br /> Zum Danke hält sie sich verpflichtet,<br /> Mich ins Gespräch zu ziehn.</p> <p>Sie naht mir, erregt sich fächelnd,<br /> – O Macht der Poesie! –<br /> Und fragt mich, verständnisvoll lächelnd:<br /> „Was für ein Geschäft haben Sie?"</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/gustav-hochstetter" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Gustav Hochstetter</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/gustav-hochstetter/gesellschaft" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Gesellschaft" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 24 Dec 2016 12:46:36 +0000 admin 5325 at https://www.textarchiv.com