Am Kamin
Draußen bläst der Wind und fegt
Flocken an die Fensterscheiben,
Mürrisch patrouilliert der Mond
Hinter dicken Wolkenwällen.
Am Kamin sitz ich und stütze
Meine Füße auf das Gitter,
Und ich starre in die Gluten,
In das heiße, helle Sterben.
Wie die Flammenzungen zucken,
Diese roten Schlangenzungen;
Kleine blaue Flackerflämmchen
Beben wie erschrockene Seelen,
Und glutgoldene Flammenschwerter
Stoßen unablässig blitzend
In die leere Luft.
Hinter mir auf eichenem Tische
Singt der Samovar sein leises
Seufzerlied, auf dem Gesimse
Des Kamins tickt silbertönig
Die Pendüle; wie in Aengsten
Fegt die goldene Pendelscheibe
Hin und her.
Sinkt mir auf die Brust der Kopf,
Bebts im Herzen mir wie Traum:
»Mai und Blüten, Mai und Blüten,
Erster Sang der Nachtigallen,
Zwischen duftenden Syringen
Haben wir die Nacht durchküßt –«
Haben ... wir ... die Nacht ... durchküßt ...
Aus dem tiefsten Herzen tauchen
Mir die Verse wie ein Träumen, –
Aber glaub ich diesem Traume?
War es denn, das warme Leben
Mit den heißen, nahen Lippen?
War es denn?
Es ist in mein Herz gefrostet,
Hartes Eis, hell wie Erfahrung,
Undurchdringlich starre Kruste,
Die kein Hoffen mehr durchbricht;
Schnee ist auf mein Haupt gefallen,
Schnee, den keine Sonne schmelzen,
Den kein Lenz verjagen wird.
Kalt und leer und stumm und farblos
Ist die ganze Welt mir worden,
Seit ich ihres Herzens Wärme
Nicht an meiner Brust mehr fühle,
Seit mir ihres Herzens Fülle
Nicht mehr lebt in tiefer Liebe,
Seit ihr Mund verstummt,
Der so innig sprach,
Seit ihr blaues Auge
Stier im Tode brach.
In den Flammen nur ist Leben,
Und dies Leben ist das heiße,
Jache, ungestüme Sterben.
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